Allein in Deutschland gibt es über 1.000 Wanzenarten, von denen die Feuerwanze am häufigsten im Garten anzutreffen ist. Da sie gerne in Gruppen auftreten und ihr knallroter, mit einem geometrischen Muster verzierter Panzer sehr auffällig ist, fürchten manche Hobbygärtner um ihre Pflanzen. Dabei kümmern sich die Insekten um Schädlinge, schaden unseren Pflanzen aber nicht. Gegen sie sollten keinesfalls Insektizide eingesetzt werden.
Merkmale
In Deutschland leben zwei Arten der Feuerwanze: Pyrrhocoris marginatus und Pyrrhocoris apteris. Letztere ist unter dem Namen rotschwarze gemeine Feuerwanze bekannt und deutlich häufiger als ihre Verwandten anzutreffen. Alle Wanzen ähneln durch ihren Panzer auf den ersten Blick Käfern, weswegen die Feuerwanze auch als Feuer- oder Schusterkäfer bekannt ist.
Ausgewachsene Feuerwanzen sind etwa neun bis zwölf Millimeter groß. Sie haben einen ovalen, abflachenden Körper, eine grelle Färbung mit schwarzem Muster auf ihrem Hinterleib. Dieses Aussehen ist gegenüber Fressfeinden wie Vögeln ausgesprochen praktisch, da es ihnen signalisiert, dass die Mahlzeit giftig sein könnte. Probiert ein Vogel doch mal eine Feuerwanze, tut er dies in der Regel nur einmal, da Wanzen zur Abwehr ein übel riechendes Warnsekret absondern. Giftig sind sie dadurch zwar nicht, lecker aber auch nicht. Vögel, die in den „Genuss“ gekommen sind, machen daraufhin einen Bogen um die auffälligen Tierchen.
Feuerwanzen haben wie all ihre Artgenossen stark verkümmerte Flügel, weswegen sie nicht fliegen können. Sie bewegen sich krabbelnd fort und können so auch keine größeren Distanzen zurücklegen. Wanzen haben einen Rüssel, das sogenannte Rostrum, mit dem sie saugen und stechen können. Dieses wird, wenn es nicht benötigt wird, unter den Wanzenkörper geklappt. Das Rostrum besteht aus zwei getrennten Röhrchen: Mit einem Röhrchen wird Verdauungssaft in die Nahrung geleitet und löst diese zu einem Brei auf, der wiederum mit dem zweiten Röhrchen aufgenommen wird.
Lebensraum und Nahrung
Feuerwanzen leben vor allem in den klimatisch gemäßigten Regionen Europas und Asiens. Sie sind in städtischer Umgebung zu Hause und tauchen hier häufig in Gärten, auf Balkonen oder an Mauern auf. Da sie nicht fliegen können, halten sie sich in der Regel in Bodennähe oder bei Laubbäumen auf. Wenn es kühler wird, ziehen sie sich in größeren Gruppen zurück und überwintern in Laubhaufen, Erdlöchern oder Mauerritzen. Ab März werden sie von den ersten wärmeren Temperaturen und der Sonne aus ihren Verstecken gelockt. Über Duftstoffe kommunizieren sie nun mit ihren Artgenossen.
Schon bald gehen sie auf Nahrungssuche. Feuerwanzen bevorzugen Pflanzensamen, sowohl von Laubbäumen wie Linden, Robinien, Akazien oder Rosskastanien als auch von Gartenpflanzen wie Malven, Stockrose oder Hibiskus. Diese Pflanzensamen saugen sie vom Boden mit ihren Rüsseln auf. Nebenbei verzehren sie Schädlinge wie Milben oder Blattläuse, auch Insekten- oder Schneckeneier mögen sie gerne. Ab und an probieren sie auch andere Pflanzen, dabei richten sie aber praktisch keinen Schaden an.
Lebensweise und Fortpflanzung
Feuerwanzen verschwenden keine Zeit: Bereits im April beginnen sie mit der Fortpflanzung. Dabei beweisen sie eine erstaunliche Ausdauer, denn die Paarung kann zwölf bis 30 Stunden dauern. Das Männchen will damit seinen Anspruch auf das Weibchen untermauern und verhindern, dass es auch von Rivalen begattet wird. Bei der Paarung wenden sich Männchen und Weibchen voneinander ab.
Nach der Befruchtung legt das Weibchen bis zu 60 Eier in Erdhöhlen oder Laubhaufen ab. Es wird vermutet, dass es bei der Eiproduktion sehr viel Energie verbrennt und dadurch kürzer lebt als seine männlichen Artgenossen.
Aus den Eiern schlüpfen Jungwanzen oder auch Larven, die nun innerhalb von etwa 40 Tagen fünf Entwicklungsstadien durchlaufen und sich dabei jeweils häuten. Es gibt kein Puppenstadium wie bei anderen Insekten. Jungwanzen ähneln erwachsenen Wanzen zwar, ihre Farbe ist jedoch deutlich blasser. Nach abgeschlossener Entwicklung haben sie eine Lebenserwartung von zwei Monaten bis zwei Jahren.
In Mitteleuropa pflanzen sich Feuerwanzen normalerweise einmal pro Jahr fort. In sehr warmen Jahren oder bei längeren Sommern ist eine weitere Paarung möglich.
Gefährdung und Gefahren
Feuerwanzen haben einige Fressfeinde, darunter Vögel, Raubwanzen, Spinnen, Igel oder Spitzmäuse, und sind deswegen ein wichtiger Bestandteil des natürlichen Nahrungskreislaufs. Sie gelten als nicht gefährdet. Für den Menschen sind sie in erster Linie lästig - sie übertragen keinerlei Krankheiten, sind keine Parasiten und den geliebten Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten schaden sie auch nicht. Insektenbekämpfungsmittel sind tabu! Wer sich von ihnen gestört fühlt, etwa weil sie versehentlich ins Haus gelangt sind, kann sie problemlos umsiedeln. Einfach mit Handbesen und Eimer vorsichtig einsammeln und an dem gewünschten Platz wieder aussetzen. Man sollte sie dabei möglichst nicht berühren. Sie stechen zwar nicht, sondern aber auch dabei ihr Warnsekret ab. Sie bevorzugen bestimmte Pflanzen und Plätze - so lange diese vorhanden sind, werden sie immer wieder kommen. Laub sollte zum Beispiel regelmäßig zusammengefegt werden und nicht zu nah am Haus liegen bleiben.