Heimische Wildtiere im Winter

Eichhörnchen auf Holzstoß
Eichhörnchen auf Holzstoß

Ob Winterschlaf, Winterruhe, körpereigenes Frostschutzmittel oder ein warmer Pelz: Unsere Wildtiere in Deutschland haben unterschiedliche Strategien, um durch die kalte und entbehrungsreiche Jahreszeit zu kommen. Einige sind sogar besonders kreativ, erfahren Sie hier mehr über die brillanten Techniken, die die Tiere im Lauf der Evolution entwickelt haben.

Unterschiede: Winterstarre, Winterschlaf und Winterruhe

Frosch im Herbst
Frösche verfallen in Winterstarre

Man mag auf den ersten Blick verwirrt sein: Was genau ist denn jetzt Winterstarre, Winterschlaf und Winterruhe? Die Wörter selbst sind bei genauer Betrachtung selbsterklärend.

Winterstarre
Diese Winterpause ist die intensivste von allen, denn die Tiere sind während der gesamten kalten Jahreszeit außer Gefecht gesetzt. Die Tiere erstarren komplett und werden erst durch steigende Temperaturen wieder aufgeweckt. Sie können die Winterstarre nicht selbst beenden, sondern benötigen warme Sonnenstrahlen, damit die Körperfunktionen wieder aktiviert werden. Bei besonders harten und langen Wintern wachen viele Tiere nicht mehr auf. In Winterstarre verfallen Amphibien und Reptilien, sie sind wechselwarme Tiere und ihre Körpertemperatur passt sich den Außentemperaturen an. Der Stoffwechsel wird extrem heruntergefahren und die Körpertemperatur fast auf Null abgesenkt. Somit sind Lurche, Frösche, Eidechsen und auch Schildkröten während der Winterstarre dem Tod näher als dem Leben.

Waschbär
Waschbären halten Winterruhe

Winterschlaf
Der Winterschlaf ist im Gegensatz zur Winterstarre nicht so intensiv. Winterschlaf haltende Tiere wie beispielsweise Igel, Fledermäuse oder Murmeltiere fahren ihre Körperfunktionen extrem weit zurück. Fledermäuse haben normalerweise eine Körpertemperatur von 37 Grad, während des Winterschlafes sinkt sie auf 3-10 Grad ab und der Herzschlag reduziert sich von 600 auf 10 Schläge pro Minute. Winterschläfer sind in der Lage, aktiv wieder von selbst aufzuwachen, zum Beispiel wenn Gefahr droht oder sie gestört werden. Das Hochfahren des Stoffwechsels kostet jedoch unnötig viel Energie und sollte dies häufiger vonnöten sein, so kann es vorkommen, dass die Reserven nicht bis zum Ende des Winters reichen und die Tiere sterben.

Winterruhe
Auf den ersten Blick gibt es keinen Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe: Die Tiere fressen sich im Herbst eine dicke Fettschickt an, ziehen sich dann in ihre Höhlen oder Unterschlüpfe zurück und bleiben dort für die nächsten fünf bis sieben Monate. Der signifikante Unterschied zum Winterschlaf ist jedoch, dass die Winterruhe haltenden Tiere ihren Stoffwechsel nur minimal reduzieren. Braunbären haben wie Fledermäuse eine Körpertemperatur von 37 Grad, während der Winterruhe fällt diese bei den Bären jedoch nicht unter 30 Grad ab. Daher können sie auch rasch wieder erwachen, um beispielsweise Kot abzusetzen, etwas zu fressen oder auch wenn Gefahr droht. Braunbären sind in Deutschland seit über 150 Jahren ausgestorben, nur ganz selten werden einzelne Tiere in Grenzgebieten (z.B. nach Österreich) gesichtet.

Winter-Strategien unserer heimischen Wildtiere

Hirsch im Schnee
Dichter Pelz bei Hirschen

Ob gut gefüllte Vorratskammer, Gruppenkuscheln oder körpereigenes Frostschutzmittel: Die Tiere unserer Heimat haben zum Teil die faszinierendsten Strategien entwickelt, um durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Rot- und Damwild
Den Huftieren wächst ein wärmendes Winterfell und um Energie zu sparen, stehen sie oft stundenlang bewegungslos da. Dadurch wird die Temperatur der Beine reduziert, ohne dass sie erfrieren.

Fuchs
Er ist winteraktiv und jagt mit seinem außerordentlich guten Gehör Mäuse. Er kann eine davonhuschende Maus selbst unter der Schneedecke genau lokalisieren und mit einem gezielten Kopfsprung erlegen.

Murmeltiere
Die niedlichen Säugetiere halten sozialen Winterschlaf und bis zu 20 Tiere wärmen sich gegenseitig. Die Überlebenschancen der schwächeren Jungtiere werden durch das Gruppenkuscheln erhöht, da sie weniger Reserven und einen höheren Wärmeverlust haben. Murmeltiere verschließen ihren Winterbau von innen mit einem langen Zapfen aus Steinen, Erde und Polstermaterial.

Maulwurf
Seine Vorratskammer unter Tage ist gut gefüllt

Maulwurf
Der fleißige Tunnelgräber buddelt im Winter in tiefere Erdschichten, die nicht gefrieren. Dort hat er gewaltige Vorratskammern, die mit bis zu 2 Kilo Regenwürmern gefüllt sind. Er beißt ihnen den vorderen Teil ab, sie bleiben so am Leben, können dann jedoch nicht mehr fliehen.

Igel
Als Winterschläfer zieht sich der Igel mit einer angefressenen Fettschicht in sein Winterquartier zurück. Er atmet nur noch ein bis zweimal pro Minute. Manchmal erwacht er, um Kot abzusetzen, er frisst dann jedoch nichts und schläft direkt weiter.

Vögel
Ein dichteres Gefieder hält die Vögel im Winter warm. Einige, wie beispielsweise der Eichelhäher oder der Sperlingskauz, verstecken Nahrungsvorräte und benötigen daher ein gutes Gedächtnis, um diese wiederzufinden. Andere Vögel wiederum ernähren sich von hängengebliebenen Samen, Beeren und Früchten oder greifen auch gerne auf Nahrungsangebote durch den Menschen zurück.

Hase im Schnee
Der Hase muss auch im Winter auf Nahrungssuche gehen

Eichhörnchen
Die putzigen Kletterkünstler halten Winterruhe und verschlafen den größten Teil der kalten Monate in ihrem Kobel. Sie wachen jedoch regelmäßig auf und suchen nach den im Herbst versteckten Nahrungsvorräten. Samen oder Nüsse, die sie nicht wiederfinden, beginnen im Frühjahr oft zu keimen, daher werden Eichhörnchen auch „Gärtner des Waldes“ genannt.

Salamander/Frösche
Wechselwarme Amphibien wie Frösche oder Salamander passen sich der Umgebungstemperatur an und verfallen in Winterstarre, wenn die Temperaturen unter 10 Grad fallen. Sie verkriechen sich in wind- und frostgeschützte Verstecke wie Komposthaufen oder Mauerspalten. Durch die wärmenden Sonnenstrahlen im Frühjahr wird ihr Stoffwechsel wieder aktiviert und sie wachen auf.

Insekten
Im Holz und in kleinen Ritzen verstecken sich Insekten und in ihren Körperflüssigkeiten ist eine Art Frostschutzmittel: Selbst bei Minusgraden bleiben sie flüssig! Wenn die Temperaturen im Frühling wieder steigen, werden die schlafenden Tiere davon geweckt.

Hase
Wie andere Säugetiere legt sich auch der Feldhase ein Winterfell zu, welches ihn in den kalten Monaten schützt. Im Winter ernährt er sich von Knospen, Trieben und Rinde von Bäumen am Waldrand. Zum Leidwesen vieler Obstbaumbesitzer nascht der Hase auch gern an diesen Bäumen und richtet oftmals großen Schaden damit an.

Bitte nicht stören!

Skipiste
Wintersport - auf den Pisten bleiben!

Für alle schlafenden Wildtiere gilt: Sie wollen und dürfen nicht gestört werden! Unnötiges Aufwachen kostet so viel Energie, dass die Reserven unter Umständen nicht bis zum Ende des Winters reichen. Die Stresshormone, die durch Störungen ausgeschüttet werden, sind ebenfalls gesundheitsschädigend.

Daher sollten Spaziergänger, Wintersportler und Hundebesitzer besonders achtsam in den Wintermonaten sein. Bitte bleiben Sie stets auf den Wegen oder Skirouten und Hunde sollten in freier Natur an der Leine gehalten werden. Auch Hunde ohne Jagdtrieb rufen durch die Ähnlichkeit zum natürlichen Feind Wolf bei vielen scheuen Wildtieren, wie zum Beispiel Rehen, einen Fluchtreflex hervor. Mit diesen einfachen Regeln helfen Sie unseren heimischen Wildtieren durch die entbehrungsreiche Jahreszeit.

Bildquelle: pixabay.com

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